Sparte Weitblick in der Wetzlarer Neuen Zeitung
Senioren treffen sich im Jugendverband
CVJM-Weitblick führt ältere Mitglieder zusammen
WETZLAR. Die Abkürzung „CVJM“ steht für Christlicher Verein Junger Menschen. Dennoch gibt es im Kreisverband Wetzlar-Gießen mit seinen 22 Ortsvereinen eine sehr lebendige Seniorenarbeit, die jetzt auf 40 Jahre zurückblicken kann. Dass sich der CVJM Menschen nach dem aktiven Berufsleben widmet ist eine Besonderheit, weiß Gisela Straßheim (Dornholzhausen) zu berichten „Im Dillkreis und im Siegerland gibt es so etwas nicht“. Die 64-Jährige und ihr Mann Friedhelm (67) haben vor vier Jahren die Leitung der Seniorenarbeit übernommen, die unter dem Titel „CVJM Weitblick“ ältere Mitglieder des Verbandes zusammenführt.
„Angefangen hat es eigentlich 1974 mit Freizeiten“, erzählt Gisela Straßheim. Zehn Jahre später wurde daraus die Seniorenarbeit, die jährlich einen Tagesausflug anbietet sowie drei Treffen, davon eines im CVJM-Freizeitheim Rodenroth und zwei in wechselnden Gemeinden. „Bis heute fanden 116 Treffen statt“, rechnet Gisela Straßheim vor. Erster Leiter war Reinhold Atzbach aus Atzbach, der von 1984 bis 1996 die Fahrten und Treffen organisierte. Anschließend übernahmen Roswitha und Klaus Moos (Rodheim-Bieber) die Leitung. Anschließend waren Margitta und Dieter Keil aus Rechtenbach Beauftragte für Seniorenarbeit.
„Bei uns, ich komme aus Oberhausen“, erzählt Margitta Keil, „sind die CVJM-Mitglieder mit ihrer Hochzeit aus dem Verein ausgeschieden“. Andere Vereine verabschieden ihre Mitglieder mit dem Erreichen eines gewissen Alters, 25 oder 30 Jahre. Doch im hiesigen Kreisverband können die Mitglieder bis ans Lebensende dem Verein angehören.
„Viele heutige Senioren sind dem Kreisverband stark verbunden, haben sie doch in den Jahren 1970 bis 1973 das Freizeitzentrum in Rodenroth, Ortsteil von Greifenstein, mit aufgebaut sowie dafür gespendet“.
„Wenn jemand seine Leben lang mit dem CVJM verbunden, auch aktiv in Gruppen und bei Freizeiten war, bleibt er es auch im Alter“, begründet Gisela Straßheim die ungewöhnliche Arbeit innerhalb des CVJM. „Weitblick ist eine Mischung aus in Erinnerung schwelgen, Gemeinschaft pflegen und neue Impulse aufnehmen“, umschreibt sie die Treffen. Und ihr Mann Friedhelm ergänzt: „Manche haben auch keine so feste Anbindung an eine Gemeinde gefunden“.
Viele der Senioren kennen sich schon lange von Jugendbegegnungen oder von Treffen in Rodenroth. „Weitblick will Menschen zusammen bringen, Gemeinschaft pflegen und Impulse für Leben und Glauben geben“, sagt Gisela Straßheim. Die Veranstaltungen wollen die Verbundenheit mit dem Kreisverband stärken und zum Freizeitzentrum erhalten. Viele der inzwischen im Alter Fortgeschrittenen sind auch heute noch Geldgeber für das Freizeitzentrum.
Auch Gisela und Friedhelm Straßheim gehören zu dem Kreis, der viele Jugendfreizeiten in Rodenroth erlebt haben, sich auch bei Bauprojekten eingebracht haben, Friedhelm Straßheim etwa beim Bau eines Backofens.
Gisela Straßheim, gelernte Erzieherin und später freiberufliche Bildungsreferentin, war von 1986 bis 2000 Beauftragte für Jungschararbeit im Kreisverband, von 2002 bis 2020 Beauftragte für Mitarbeiterbildung und von 2011 bis 2021 Stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende.
Friedhelm Strassheim, ehemals Lokführer, war mehrere Jahre Mitglied im Hausbeirat in Rodenroth. Das Ehepaar hat von 2000 bis 2019 etliche deutsch-russische Begegnungen mit Studenten aus Tambow begleitet.
Als die beiden 2020 die Beauftragung für die Seniorenarbeit übernahmen, litt ganz Deutschland unter der Corona-Pandemie. Weil keine Treffen möglich waren, haben die beiden über Informationsbriefe und per Video im Internet Kontakt zu den Senioren gehalten. Im Oktober 2021 konnten dann wieder Treffen stattfinden. Besuchten vor Corona 100 bis 120 Senioren die Themennachmittags, so waren es danach gerade mal die Hälfte. Erfreulich war ein Treffen Anfang März mit 120 Besucher. Die Tagesfahrten werden von 50 Personen wahrgenommen. Im vergangenen Jahr waren Orte auf den Spuren des Reformators Martin Luther in Thüringen Ziel, darunter auch Eisenach. In diesem Jahr, am 25. September, gehen die CVJM-Senioren auf Suche um Büdingen und der Ronneburg nach Spuren von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700 bis 1760), dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde und Erfinder der Losungen, einem Bibelabschnitt für jeden Tag.
Voriges Jahr haben die beiden mit Winterwanderungen begonnen, die bei den Senioren auf positives Echo gestoßen sind.
Der nächste Themennachmittag ist für Montag, 17. Juni, um 15 Uhr im Freizeitzentrum Rodenroth geplant mit CVJM-Westbundsekretärin Marika Kürten. „Durch die ehrenamtliche Tätigkeiten im Kreisverband kenne ich die Leute alle“, erzählt Gisela Straßheim: „Der CVJM hat unseren Glauben inspiriert und geprägt. Dafür sind wir dankbar. Mit der Leitung der Seniorenarbeit wollen wir dem Kreisverband etwas zurückgeben“.
Autor: Lothar Rühl